Mit dem Boot durch die Backwaters

Der heutige Ausflug führt uns nach Kumarakom, direkt in die „Backwaters“. Dieses Wasserwegenetz erstreckt sich über eine Fläche von fast 2.000 Quadratkilometern und umfasst Seen, Lagunen, Flüsse und künstlich erschaffene Kanäle. Weil wir nicht viel Zeit haben und rechtzeitig zum Treatment in den frühen Abendstunden wieder zurück am Chamundi Hill sein müssen, entscheiden wir uns für eine schnelle (3 Stunden andauernde) Fahrt mit einem der unzähligen Touristenkähne. Mit diesem geht’s dann mitten durch die frei schwimmenden Wasserhyazinthen, die zwar schön aussehen, aber eigentlich ein großes Problem für ihr Umfeld darstellen: Sie sind imstande, Gewässeroberflächen in Nullkommanix teppichartig zu überwuchern, diversen anderen Wasserpflanzen ihren Lebensraum streitig zu machen und können somit auch – weil deren Nahrungsmittelgrundlage fehlt – für Fischsterben veranwortlich gemacht werden. Meine Frage an den Steuermann, ob es auch Krokodile in den Backwaters gebe, wird müde lächelnd verneint, was mich zwar beruhigt, mich aber im Nachhinein doch ärgert. Es gab nämlich tatsächlich mal welche; leider wurde in das Ökosystem der Backwaters, so schön sie auch aussehen, – und das liegt nicht nur an den oben beschriebenen Schwimmpflanzen – vom Menschen mittlerweile so stark eingegriffen, dass hier gar nichts mehr so läuft wie es sollte. Von den Bootsmotoren natürlich abgesehen…

Wie ist das Wasser, über das wir gerade drüber schippern, überhaupt zu klassifizieren? Ist es salzig oder süß? Vielleicht eine blöde Frage, aber ich stelle sie und komme drauf, dass es meine Begleiterinnen auch nicht wissen. Zu der Zeit wissen wir aber immerhin bereits, dass es mehrere Meerwasser-Zuläufe in die Backwater-Gewässer gibt, was an gerade diesen Stellen für ein erhöhtes Fischvorkommen sorgt. Somit lassen sich auch die vielen Fischernetze erklären, die mit Hilfe hoher Vorrichtungen an den Ufern befestigt sind. Und andernorts fahren wir dann wieder an Schleusen vorbei, die Salz- und Süßwasser voneinander trennen. Und warum nun das? Um die Reisernte nicht zu gefährden, die durch Salzwasser sofort zerstört werden würde. Irgendwie sonderbar.

Trotzdem hat es uns (diesmal bin ich mit Elisabeth und Caroline unterwegs) diese Wasserwelt beeindruckt. Auf dem Rückweg halten wir mittags in einem Restaurant mit exzellenter, indischer (nicht-ayurvedischer) Küche. Ich entscheide mich mit „Mushroom Masala“ dennoch für ein vegetarisches Mahl. Zurück geht’s vorbei an unüberschaubar vielen Wahlplakaten, die ihre Kandidaten für die Landtagswahl am heurigen 16. Mai in Szene setzen. Sofort ins Auge springen einem dabei auch die graffitiartig gestalteten Schriftzüge der kommunistischen Parteien und deren in Neofarben laut schreienden Hammer-und-Sichel-Symbole an den Wänden und Hausmauern.

Zu guter Letzt begegnen wir heute noch einem Elefanten. Er steht unvermittelt neben der Straße und kaut Blattwerk und Geäst. Sein Transporter hat ihn dort aus unbekanntem Grund (Pause?) abgeladen – seine Mahouts und Transporteure stehen aber neben ihm und lassen ihn nicht aus den Augen. Trörööö!

2 Kommentare


  1. Liebe Agnes,

    danke, dass du mit deinen Beiträgen meinen Aufenthalt zumindest innerlich verlängerst. Hab noch eine schöne Zeit!

    LG Tanja

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    1. Liebe Tanja, das freut mich, wenn ich das damit bei dir erreiche! Bin sicher, dass du wieder herkommen wirst, oder? Schließlich heißt es „Einmal in Kerala, immer in Kerala!“
      Liebe Grüße aus God’s own country 🙂

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