Ayurvedischer Kuralltag

Wieder einer der verdammten Tage. Gedanken über Gedanken, die mir im Kopf rumschwirren und mich benommen machen. Gleich nach meinem morgendlichen T r e at m e n t-Y o g a-F r ü h s tü c k-Marathon bin ich in mein Zimmer hochgelaufen, um dort vom Balkon aus mal eine Zeit lang ins Narrenkastl zu schauen. Zu viel fällt mir gerade ein, über zu viel denke ich (immer noch) nach. Zwar hilft mir das Yoga / die Atemtechniken, die Grübeleien gezielt zu steuern, aber wenn die Konzentration auf diese eine Sache weg ist, ist auch die Entspannung wieder perdu.

Eigentlich lustig, denn als ob ich’s mir gewünscht hätte, kriege den „Bananenblatt-Helm“, den ich bei meinen Mitkurenden schon amüsant genug fand, heute nun ich aufgesetzt. Verdammt! Ich bin nicht sonderlich happy darüber, denn dieser braune Matsch ist ziemlich klebrig, und ich frage mich schon vorher, ob ich den jemals wieder vollständig werden auswaschen können. Zu spät: Meine Girls schichten die vorbereitete medizinische Kräuterpaste bereits in meine Haare, legen rundum ein Bananenblatt an, um den Haar-Turm zu stabilisieren und gießen noch Öl obendrauf. Fertig. Zwei Stunden laufe ich nun mit diesem Helm durch die Gegend. „Thalapotichil“, wie diese Behandlung genannt wird, wird fast ausschließlich in Kerala praktiziert und soll besonders bei Nackenschmerzen und schweren (Ver)Spannungen gut helfen. Na, ich bin ordentlich ver- äh gespannt!

Was auch immer mir Dr. Sheela verordnet, ich vetraue darauf. Als traditionelle Ayurveda-Ärztin weiß sie seit der Erstdiagnose über meine Unausgeglichenheiten Bescheid und hilft mir dagegen mit natürlichen Heilmitteln anzugehen. Ziel dieser Heilkunst ist es ja, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang miteinander resp. die drei Doshas wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Mir gefällt die ayurvedische Philosophie einfach: Yoga, Meditation, Kräutermedizin, spezielle Behandlungen und Massagen, vegetarisches Essen und umgebungsangepasstes Verhalten. Stolz bin ich zudem: Seit knapp 14 Tagen bin ich genussmittelfrei!

Erst am Nachmittag bekomme ich den Helm wieder abgenommen. Wenn ich auch nicht sofort eine Veränderung oder Wirkung verspüre, so weiß ich doch, dass man den Dingen auch Zeit geben muss. Viele der Behandlungen und Massagen wirken noch bis zu zwölf Stunden nach. Auch deswegen ist es wichtig, gleich nach den Treatments nicht sofort wieder auf Achse zu gehen.

Vor dem Nachmittagstreatment hatte ich bissl Federn, muss ich ehrlich sagen, denn es erwartete mich heute kein warmer Milchguss mehr, sondern meine so gar nicht geliebte „Shirodhara“-Behandlung. Mit dem WARMEN KRÄUTERÖLGUSS auf die Stirn hatte ich immer schon so meine Probleme. Selbst wenn die Literatur ihn als „Weg in die Tiefe des Bewusstseins“ ausweist, ist es nicht die Behandlung der ersten Wahl. Viele schwören darauf und lieben es, ich nicht. Bei meiner letzten 14-tägigen Shirodhara habe ich tagelang gebraucht, dieses Gefühl, dass mir gerade jemand meine Schädeldecke öffnet, loszuwerden. Heute ist das anders. Ich habe Dr. Sheela wohlweislich schon im Vorfeld von meiner Erfahrung berichtet. Alternativ bekomme ich ab heute einen KALTEN MILCHSTRAHL auf die Stirn gegossen. Als sich das Gefäß mit der Milch zum ersten Mal über mein Haupt bewegt, schließe ich die Augen und fange an zu beten. Diesmal zu Lord Dhanvwanthari, Gott des Ayurveda.

2 Kommentare


  1. hi agi,

    hört sich sehr spannend an, was du alles an behandlungen bekommst!

    irgendwie würde ich das alles auch gern mal machen, aber ich hab auch ziemlichen respekt vor dem ganzen.

    deshalb bin ich sehr stolz auf dich, dass du so stark und mutig bist.

    nina

    Antworten

  2. Danke, Nini! Das freut mich sehr, dass du das sagst! Bussi Agi

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert