Die vergangenen Tage konnte man das Gewitter fast nach der Uhr stellen. Untertags heizt es sich ordentlich auf (37-39 Grad), und wenn ich kurz vor 16 Uhr am Weg in mein Nachmittagstreatment bin, geht der Donner los.
Heute habe ich einen warmen Milchguss bekommen. Super angenehm, wenn sich heißes Wasser und kühle Windstöße, die durchs Fenster kommen, auf der Haut ablösen.
Heute ist trotzdem nicht ganz mein Tag. Liegt’s daran, dass ich schon seit 6:30 Uhr auf bin? Oder an der morgendlichen Body-Peeling-Behandlung, die ich seit heute neu bekomme? Konkret handelt es sich dabei um eine braune Kräuterreispaste, die wie gewohnt professionell 4-händig in meine Haut eingearbeitet wird und schließlich meinen kompletten Körper bedeckt. Ziel ist, die Fettzellen schmelzen (Yay! Yay!) und die Haut glatt und frisch erstrahlen zu lassen. Außerdem ist die Behandlung förderlich für den Kreislauf.
Oder aber hängt mir der vorgestrige „Cleaning Day“ noch nach? Zwar war der gar nicht so anstrengend wie ich ihn mir vorgestellt habe, aber drei Mal am Tag Reisschleimsuppe essen zu müssen, ist halt auch alles andere als lustig.
Gleich nach dem Frühstück, das fast nur aus Obst besteht, geht’s für mich wieder auf Wanderschaft. Je öfter ich in der Gegend herumstrawanze, umso weitläufiger kommt mir das Gebiet vor. Ich lasse mich von meinen Füßen einfach mal tragen, lasse mich auch von den Einheimischen leiten, die mich mit Winken und Rufen zu ihren Häusern lotsten – damit komme ich immer mehr vom eigentlichen Hauptweg ab und bin irgendwann wieder tief drin im Kautschukwald. Bergauf, bergab, von den Spitzen in die Täler. Ich bin in der größten Mittagshitze zwei Stunden in den Villages unterwegs und treffe schuluniformierte Jungs, die mit ihren Cycles ebenfalls rauf und runter düsen, im Fluss Wäsche waschende Frauen, Eier-Verkäufer (klingelingeling, klingelingeling…), Ziegenhirten, zur Abwechslung mal nicht am Straßenrand im Müll stöbernde, sondern am Waldweg weidende Kühe und allerlei bunte Schmetterlinge.
Morgen geh ich wieder! 🙂
Im Palace angekommen, gibt’s erstmal Mittagessen. Im Übrigen lange ich da voll zu und sage auch zum angebotenen Nachschlag eigentlich nie Nein. Ich weiß schon, dass ich das heute Nachmittag beim Yoga wieder ordentlich büßen werde. Thomas, der mittlerweile so was wie mein Personal Trainer ist, zeigt mir immer die irrsten Sachen, die ich ihm dann nachmachen soll. Das einzige was ich schaffe, ist müde zu lächeln. Sofort fällt ihm was Neues ein: Während der warme Regen auf das heiße Blechdach der Yoga-Halle trommelt, muss ich Sit-Ups mit ihm machen. Am liebsten wären ihm hundert am Stück, aber da fange ich dann an zu streiken. Er bringt mich jedenfalls gehörig ins Schwitzen und so ist mein schlechtes Gewissen das Essen (das eh vegetarisch, sehr magenbekömmlich und mit nur wenig Fett zubereitet ist) betreffend auch bald wieder verschwunden. In den zwischenzeitlichen Savasanas freue ich mich richtig, dass das Dach undicht ist, denn genau so platscht in regelmäßigen Abständen ein kühlender Regentropfen direkt auf meine große linke Zehe. Ich versuche mir mental ganz fest vorzustellen, wie sich diese kleine lokale Erfrischung auf meinem gesamten Körper anfühlt, ehe Thomas sich wieder auf meine Zehen stellt und mich beim Hochkommen ein- und beim Ablegen ausatmen lässt. Es bereitet ihm sichtlich Freude mich militärisch so zu triezen. Egal, meine Bauchmuskeln werden’s ihm danken.
Ps.: Edakunnam ist wohl noch der größte Ort hier in der unmittelbaren Umgebung. Wer mag, kann’s ja mal auf Google Maps suchen. 🙂