Endlich komm ich wieder dazu, meine Erlebnisse ausführlicher niederzuschreiben. Das Leben im Old Cider House ist irgendwie wie im Film, allein der Anblick des mit Stroh gedeckten Daches macht mich wahnsinnig stolz und glücklich, hier sein zu dürfen.
Das mind. 350 Jahre alte Haus, das insgeheim der schwarzen Katzi „Kali“ gehört, strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Genau das, wonach ich gesucht habe. Das hab ich natürlich auch Kathi zu verdanken, die mich hier nach Strich und Faden verwöhnt; die köstlichen Gerichte, die sie gemeinsam mit Nick zubereitet, sind der Hammer. Wer jemals in den Genuss ihrer Kochkünste gekommen ist, weiß wovon ich spreche. Wäre ich eine Restaurantkritikerin, bekäme sie von mir auf der Stelle 5 Hauben verliehen. Wär doch was, oder? Ein Gourmetlokal mitten in der Grünoase von Somerset. Name? Vielleicht „At Cat’s and Kali’s“?
Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, liegt die Katze übrigens auf meinem Schoß und schnurrt. Vor knapp einer Stunde sind wir von einem langen Spaziergang zurückgekehrt, der uns im wahrsten Sinne querfeldein geführt hat. Baby-Schafe und eine Yoga-Ziege (ja, da war eine, die ihren Kopf mühelos in Camel-Pose gebracht hat) inkl..
Bereits am Vormittag war ich eineinhalb Stunden unterwegs. Die Frischluft und die Bewegung tun mir immens gut. Zwar ist es windig, aber das Gehen hält einen warm. Wieder bin ich über die Public Footpaths, die es hier zuhauf gibt, zu der Schafweide spaziert, wo wir gestern schon waren. Wieder schauen mich Hunderte Schafsaugenpaare an, als ich mich ihnen nähere. Starr stehen sie da und starren. Geheuer ist ihnen das definitiv nicht. Ich versuche abrupte Bewegungen zu vermeiden, weil ich ihnen keine Angst machen will, dennoch weichen sie immer weiter von mir ab. Komisch finde ich, dass eines der Schafe (mit der No. „240“ auf seinem Rücken) eine ungewöhnlich große Distanz von seinen Artgenossen entfernt ist. Da stimmt was nicht, also gehe ich hin. Und richtig, die No. 240 steckt mit ihrem Kopf im Zaun fest. Kurz frage ich mich, wieso man den da überhaupt durchsteckt, muss aber rasch handeln, um das Schaf aus seiner Misere zu befreien. Je näher ich ihm komme, desto panischer wird es. Im Flüsterton mache ihm (allerdings auf Deutsch) verständlich, dass ich ihm helfen werde/will. Ich schaffe es relativ bald den Zaun auseinanderzuziehen, und weg ist es. Es läuft mitten in seine Herde, und macht es mir unmöglich, es von den anderen zu unterscheiden. Gut, dass es eine No. am Rücken hat. Für mich heißt’s jetzt einfach „Shaun No. 240“.