Es knarrt und knarzt und quietscht und wackelt (in) meine(r) Hütte. Gestern (Donnerstag, 10.7.) habe ich mein Baumhaus wieder verlassen und bin nach Anuradhapura aufgebrochen. Der Wind weht mich dorthin, wenn man so will. Ich bin leider nicht sonderlich gut gelaunt, die Busfahrt dahin nervt mich ein bisschen. Angeblich sollen an der Bushaltestelle, zu der mich Nihal bringt, in regelmäßigen Abständen Express-Busse halten, die mich auf schnellstem Wege an mein Ziel bringen. Der rote öffentliche Bus, den er mir schließlich zeigt, schaut allerdings nicht so aus. Mir schwant Fürchterliches.
Tatsächlich. Wir halten bei jeder Strohhütte und jeder Lotuslacke. Außerdem fahren wir nicht den direkten Weg, sondern mal links, mal rechts, mal langsam, mal langsamer, mal im Konvoi, selten allein auf weiter Flur. Ich beobachte größere Schulkinder in ihren weißen und kleinere in blau-weißen Schuluniformen am Straßenrand. Obststandln, Kühe, in den Flüssen Wäsche waschende Frauen und fahre abwechselnd durch Dschungel- und Ortsgebiete. Irgendwie fühl ich mich heute ähnlich einem hauchdünnen Plastiksackerl, die es hier zuhauf gibt und das vom Wind getragen durch die Gegenden geschleudert wird. Kann ich an einer Hausmauer oder an einem Baumstamm mal kurz verschnaufen, kommt schon der nächste Windstoß, der mich hinwegfegt. So gehts dahin.
Als ich in Bandulas und Sryias Haus ankomme (wieder ein Homestay) lege ich mich erstmal für zwei Stunden aufs Ohr. Nachdem ich üppig mittaggegessen (Bandula und ich schauen währenddessen US-Frauen-Wrestling…) habe, versteht sich.
Abends bringt er mich zu dem Ort, der als heiligster Ort der Stadt, nein, ganz Sri Lankas gilt. Es handelt sich um den so genannten „Bodhi-Baum“, kurz Bo-Baum. Dieser ist aus einem Teil von jenem Baum in Indien entstanden, unter dem Buddha seine Erleuchtung erlangt hat. „Der Zweig wurde in Anuradhapura gepflanzt und der daraus entstandene Baum entwickelte sich zu einem der verehrtesten Heiligtümer des sri-lankischen Buddhismus.“ In der Tat ist es ein magischer Ort, sehr spirituell und ruhig. Bandula drückt mir zur Erinnerung ein Blatt des heiligen Baumes in die Hand; laut Reiseführer hat er „über 2200 Jahre auf der Rinde“. Unendlich viele Pilger kommen zu ihm, dank dem sich irre Wunder zugetragen haben sollen. „Das Ende des Bodhi-Baumes […] wäre [jedenfalls] heute eine nationale Katastrophe“, berichtet der Reiseführer weiter.
Wir wandern (ohne Schuhe, denn die zieht man am Eingang aus) zu einer der unzählig vielen „Dagobas“, die es hier gibt. Riesengroß, weiß getüncht (sie wird jedes Jahr im Mai/Juni komplett gestrichen) endet der Abend. Zu Hause angekommen fall ich wie ein Ziegelstein ins Bett – alle Dagobas wurden aus ich weiß nicht wie vielen, aber Unmengen Ziegeln gebaut.