Status quo: Ich bin immer noch ohne Gepäck. Mittlerweile hab ich die Hoffnung aufgegeben, dass es noch kommt. Täglich werde ich mehrmals vertröstet: Es kommt sicher am Nachmittag, es ist schon auf der Insel, es kommt am Abend, es kommt in der Nacht, es kommt morgen früh. Ja, genau.
Tag 2, was das Surfen anbelangt. Ich reite die Wellen heute mit „Surfbetty“, einem rosaroten Brett. Wobei reiten ist ziemlich übertrieben, genaugenommen fürchte ich mich ein bisschen davor, entweder von einer kraftvollen Welle, von einem Surfer oder dessen Board erschlagen zu werden. Panik macht sich breit am „Whiskey Point“, wo wir uns heute zum Surfen einfinden. Astrid und ich brechen gleich nach der vormittäglichen Ayurveda-Session (Shiro Dara hat mir wieder den Rest gegeben!) und dem anschließenden Lunch (Dhal!) dorthin – an müllweidenden Kuh-Herden an den Straßenrändern vorbei – auf, um DEN Top-Spot der Pro’s zu sehen. Ich gebe mir mehrmals Mühe mit dem Brett überhaupt zu den brechenden Wellen rauszukommen, werde aber immer wieder an den Strand zurückgespült, von wo ich letzten Endes einfach nur mehr beobachte. Die Surfer-Gang aus unserem „Green Beach Hostel“ kommt zu späterer Stunde noch nach und zeigt nochmal, wie’s geht. Es sieht so simpel aus, aber selbst mein Snowboardkönnen reicht hierfür nicht aus. Jede Welle ist anders, man weiß nie (oder ich (noch) nicht), wer drauf reiten „darf“ und wer nicht. Offensichtlich gibt’s Regeln, die es hier zu befolgen gilt.
Es gibt hier auch Surfer, die einfach so Kopf- und Handstände auf ihrem Brett machen, während sie die Welle reiten. Ich staune begeistert. Einen Handstand kann ich nichtmal gegen die Wand. Als es dämmert (toller Sonnenuntergang!), kommt einer mit einer blutenden Platzwunde am Kopf aus dem Wasser. Surfunfall. Ab ins Spital mit ihm, den Weg bestreitet er sogar selbst via Tuk Tuk.
Apropos Weg: Die Jungs erzählen uns beim Abendessen im „Beach Hut“, dass sie am Weg zu Whiskey Point Elefanten und Krokodile in freier Wildbahn gesehen haben. Kann man das glauben? Ich weiß nicht, alles was ich bis dato da draußen gesehen habe, waren – zwar aberwitzige, aber im Vergleich dazu recht unspektakuläre – Streifenhörnchen, die an den Bambuswänden und auf den -balken in der Ayurvedaklinik rauf- und runterklettern, ein Frosch VOR unserem Zimmer und eine mausetote Ratte IN unserem Zimmer… Ein Blutfleck an der Wand lässt uns vermuten, dass sie in den Deckenventilator gekommen ist…