In La Boca gestrandet. Wenn ich sage gestrandet, dann sagt das auch schon alles aus. La Boca ist ein kleines Oertchen in der Naehe von Trinidad (4 Kilometer entfernt), wo es auszer Strand, einem Restaurant und unzaehligen Casas particulares nichts gibt. Sehr erfrischend rustikal hier, zumal es zwischen den tropischen Temperaturen immer wieder ordentlich runterschuettet und ein bisschen kuehler wird.
Komme eben aus einem Shop in Trinidad, wo ich mich untergestellt habe (das Regenwasser kommt von allen Seiten, von den Daechern, weil keine Dachrinnen, an den Hauswaenden runter sowie auch aus dem Boden, wie mir vorkommt, denn das Nass wird von Sekunde zu Sekunde hoeher). Gut, dass ich die passenden Schuhe anhabe… Bin nun auszerdem seit diesem Shop Stop auch Besitzerin von zwei Cuba Shirts.
Trinidad hat uns gestern ziemlich aggressiv willkommen geheiszen. Das Empfangskomittee bestehend aus Horden von Jineteros, so genannten Schleppern, haben Gilles und mich umringt und uns unzaehlige Bilder und Empfehlungsschreiben anderer Touristen unter die Nase gehalten. Alle wollen, dass wir ihr Haus beziehen. Gilles hat Magenprobleme nach der holprigen und ziemlich wackeligen Fahrt im Viazul von Santa Clara nach Trinidad, deshalb reagiert er eindeutig ablehnend auf alle diese Angebote. Er knurrt und klaefft die Leute an wie ein Hund. Die nehmens aber gelassen und checken nach einer gewissen Zeit, dass wir einfach nur mal ankommen wollen.
Die Fahrt nach Trinidad hat mir ein groszartiges Bild von der Landschaft gezeigt. Viel saftiges Gruen in allen erdenklichen Nuancen. Bergig, aber auch schier unendlich weite Weideflaechen. Am von Zuckerrohrfeldern gesaeumten Wegesrand stehen alle paar Kilometer einzelne Pferde, Bueffel oder Ziegen.
Und nun? Nun befinden wir uns also in der historischen Ortschaft Trinidad, die dank seiner pastellfarbenen Haeuser und seinem Kopfsteinpflaster, das sich durch den gesamten Ort zieht, seit 1990 (?) zum Weltkulturerbe zaehlt. Die Fenster sind verschnoerkelt schoen vergittert, und es kommt nicht von ungefaehr, dass es allein dadurch locker als Freiluftmuseum durchgehen kann, wie uns Elisabeth tags zuvor noch in Santa Clara geschildert hat.
Gilles und ich kommen als Travel Buddies immer noch recht gut miteinander klar, auch wenn wir einen groszen Teil der Zeit auch unsere eigenen Wege gehen. Apropos gehen. Ein bisschen kommt hier das Santiago de Compostela Gefuehl wieder in mir hoch. Ist es das Spanisch? Sind es die Felder rundum? Auf jeden Fall beschliesze ich von La Boca zu Fusz nach Trinidad zu gehen. Es ist traumhaft. Die ersten paar Taxis, die an mir vorbei droehnen, winke ich dankend ab, bei einem gruenen Chrysler Oldtimer (Baujahr 1952) kann ich dann ca. 1 km vor Trinidad nicht mehr ¨nein¨ sagen. Dieses Auto ist der Wahnsinn. Warum es immer noch faehrt, weisz ich nicht. Es ist innen mit Ledersitzen ausgestattet, der Fahrersitz stellt sein Innenleben (rostige Metallfedern) ziemlich offen zur Schau, die Bodenflaeche ist voller Loecher und die Gangschaltung ist oldschool as oldschool can be.
Trinidad, dich muss man gesehen haben. Langsam fange ich an, in Kuba anzukommen. Geistig, mein ich. Ich weisz mittlerweile so ungefaehr, wie das alles hier tickt. Zumindest das Notwendigste, was man fuer einen erstmaligen Besuch auf der Insel benoetigt.
Gut, der Regen hat aufgehoert. Ich ziehe weiter. Trinidad, dich schau ich mir genau(er) an.