Der erste Tag in Hanoi bestand darin, sich einen Ueberblick ueber die vietnamesische Hauptstadt zu verschaffen. Unser Hostel liegt direkt in the heart of the ancient city, die ueber eine jahretausendjaehrige Geschichte verfuegt. Untertags ist hier die Hoelle los, in der Nacht hingegen beruhight sich alles und wird still. Weil sich meine innere Uhr gerade auf die neue Zeit hier anpasst (6 Stunden vor MEZ), hab ich in der ersten Nacht – was in der Tat ganz ungewoehnlich fuer mich ist – keinen besonders tiefen, geschweigedenn durchgehenden Schlaf gefunden. Insomnia sei dank, konnte ich diese naechtliche Stille also tatsaechlich selbst wahrnehmen und mich somit in aller Ruhe meinen Reise-Recherchen vor Ort widmen.
Laut Reisefuehrer handelt es sich bei der von ihrer Groesze her sehr ueberschaubaren Altstadt um einen „magischen Ort“, der dort weiter als „schrill, turbulent, ohrenbetaeubend, immer auf dem Sprung“ beschrieben wird. In der Tat immer auf dem Sprung, denn es gilt, den Massen von Autos, Kleinbussen, Mopeds, Cyclos und Fahrraedern (allesamt old school Singlespeed!) aus dem Weg zu huepfen.
Was die Temperaturen angeht, koennen diese im Jaenner durchaus auch mal tagelang unter 10 Grad sinken. Und das tun sie. Mit Spruehregen gekoppelt wirds dann richtig kuehl. Gottseidank hab ich Fleecejacke und Windstopper mit, habe mir aber bei einer fliegenden Straszenvekaeuferin heute auch noch ein Paar Handschuhe sowie einen Mundschutz gekauft. Letzterer gilt hier fast als Modeaccessoire- hilft aber dankenswerterweise auch gegen den Feinstaub, der hier aufgrund des wahnsinnigen Verkehrs wohl belastend hoch sein muss.
Tausende von schwer beladenen (egal ob mit Lasten oder Personen) Mopeds und Roller duesen hier kreuz und quer, Handwerker und Haendler teilen sich die Straszen aber mit den einkaufenden Einheimischen oder Touris fair. Trotz der waghalsigen Fahrweisen wundert es uns, dass es keine Unfaelle gibt. Man nimmt Ruecksicht aufeinander, muss aber auch selbst extrem Acht geben, nicht unter die Raeder zu geraten.
Die Fahrer und Fahrerinnen, die motorisiert unterwegs sind, tragen nebst dem Mundschutz wirklich kess aussehende Kappi-aehnliche Helme, die man – wie Alexa nun weisz- um 100.000 Dong bei den Haendlern erstehen kann. Alle anderen (in erster Linie weiblichen) Verkaeufer und Gewerbedienstleister, die per pedes oder per Rad unterwegs sind, haben den fuer Vietnam typischen, aus Palmenblaettern geflochtenen und aus meiner Sicht sehr stylishen Kegelhut auf. Unzaehlige Freiluftfriseure schneiden und rasieren ihre Kunden auf offener Strasze. Nebenan brutzeln auf den Rostgrillern der Garkoeche diverse Fleischspiesze oder kochen Huehnersuppen in groszen silberfarbenen Toepfen. Hanoi ist bekannt dafuer, seine Straszen nach dem dort vorherrschenden Gewerbe zu benennen: Es gibt nichts, was es nicht gibt, und so schlendern wir durch Gassen und Straszen der Bambusleitern, der Fruchtshakes, der Kaemme, der Zwiebeln, der Trommeln, der Raeucherstaebchen und Saerge. Ja, es ist spektakulaer hier! Es macht mir eine immense Freude, all das beobachten zu koennen – noch mehr, weil mich ja eine neue, schnappschusstaugliche Systemkamera, die alle Stueckln spielt, begleitet, und mir das Fotografieren mit diesem Baby gleich doppelt, nein dreifach so viel Spasz macht.
So. Das wars fuer heute. Werden uns nach unserer Stadttour (inklusive Cyclo-Fahrt zum Dong Xuan Market und Walk zum Hoan Kiem Lake, in dem die ueber 100-jaehrige letzte Schildkroete ihrer Art schwimmt) nun ein wenig ausruhen; abends steht mit dem geplanten Besuch des vor allem in Nordvietnam verbreiteten Wasserpuppentheaters eine weitere Attraktion auf dem Plan.