Der Zufall als mein (be)ständiger Begleiter und ich darob in einer strangen Gefühlswelt ODER „Da braut sich was zusammen“

Der Sturm, der sich hier auf ein kleines Gastspiel vorzubereiten scheint, schickte des Nächtens einstweilen schon mal seine Vorboten, und das sind mehr als düstere Gesellen… Besonders gut habe ich daher leider nicht geschlafen, zwängte sich der kalte Wind neben einer salzigen Feuchtigkeit doch durch alle Ritzen und Löcher ins Innere des Hauses und ließ auch die Befestigungsseile der SurfCastle-Fahne, die auf dem Dach und damit direkt über meiner Kemenate weht, ständig, noch dazu unrhythmisch (was ja noch V I E L schlimmer ist!) an die Fahnenstange schlagen… Grrmpf.
„Summer has gone“, heißt es aus den betroffenen Surfer-Mündern und so schauen alle an den Fenstern dem nahenden, sich über dem Atlantik zusammenbrauenden Unwetter entgegen, während ich mich meinem Hobby, dem Surfen im www, definitiv gelassener und beruhigter hingeben kann ;-). Babs und ich waren gestern, ebenfalls in knappe wetsuites gepresst, bei Sonnenuntergang – das Wochenende war nach Aussage aller wettertechnisch eins der schönsten – auf den ausgeborgten Brettern bissl im Weißwasser herumpaddeln und haben uns von den Wellen an den Strand spülen lassen, um dann mit dem Board unterm Arm und unter arger Strömung wieder hinauszuwandern. Heute tut mir alles weh… Aber ich habs versucht und musste feststellen, dass Surfen nicht ganz so einfach ist, wie’s aussieht. Naja, beim nächsten Mal schaffe ichs vielleicht, auf den Knien stehend, längere Zeit auf dem Brett auszuharren.
Es ist abgesehen von dieser ersten Surf-Erfahrung schon eine ganz spezielle Herausforderung, die mein Besuch hier im Surfcastle mit sich gebracht hat und mit der ich nun – ohne in Details zu gehen – zu „kämpfen“ habe. Es ist – trotz seiner tollen, ehrlich schlosshaften Atmosphäre plus dem spürbaren Ehrgeiz aller seiner surfenden Bewohner – ein beängstigender Ort, dem ich persönlich nicht frei von Panik und Unsicherheit begegnen kann. Warum auch immer das der Fall ist.

Obwohl ich meinen Pilgerweg, der heuer bewusst gewollt nicht der klassische Jakobsweg sein sollte, offiziell schon in Porto beendet habe, ist er – nicht zuletzt aufgrund meiner gut ausgesuchten Urlaubslektüre 🙂 – immer noch Thema, und irgendwie befinde ich mich so gesehen auch immer noch auf einer Reise der Selbstreflektion – soweit mir diese möglich ist. Über einer Text-Passage aus „Die Tarotspielerin“ bin ich – nicht weil sie mich syntaktisch so gefordert hätte, sondern weil sie mich eben zum Nachdenken angeregt hat – einige Minuten länger gesessen; ich füge sie hier unten dran, auch um sie mir dadurch selbst besser in Erinnerung behalten zu können:
„Viele Pilger begegneten einander auf dem Weg nach Santiago mehrmals, egal wie langsam der eine oder wie schnell der andere ging. Mal warf eine Verletzung einen Rastlosen zurück, mal trieb den Langsamen eine plötzliche Lust, auf einem Wagen zu reisen, sodass sich die Wege beider wieder kreuzten.
Nie schien es ein Zufall zu sein, wer wem noch einmal begegnete. Es war, als lenke Gott das Gespräch zwischen bestimmten Menschen. Nicht immer waren es die angenehmsten Gesellen, die man wieder traf, aber immer waren es Reisende, die einen Eindruck hinterlassen hatten, Fragen, ein Gefühl, eine Geschichte, ein Rätsel.
Es war eines der großen Geheimnisse dieses Weges, er führte Fremde zueinander und gab ein Gefühl von Geborgensein inmitten der Fremde. Unbekannte machten einen mit unbekannten Seiten seiner selbst bekannt.“

Und das SurfCastle mitsamt seinen Bewohnern erlaubt mir, wieder einmal eine solche unbekannte (tatsächlich unbekannte?) Seite in mir zu entdecken, ganz egal ob mir das nun gefällt oder nicht. Am Nachmittag schon bin ich mit Nicola in Lissabon verabredet, gespannt und auch a bit afraid of, welche Emotionen diese Stadt in mir wachrufen und welche Zufälle sie mir an die Seite stellen wird…

2 Kommentare


  1. Aaaaaagi! Wieder zurück aus dem wunderbaren Sizilien mit guter Farbe im Gesicht und auch am Rest des Körpers bin ich durch deine vielen schönen Zeilen gereist und sag noch ein letztes Mal „Ciao bella“, bevor es auch für dich zurück in die Heimat geht…
    Und weißt du was: ich freu mich sehr, sehr, sehr auf dich und den kommenden Freitag (per sms hab ich dir schon eine Einladung geschickt!). Dickes Bussi und alles alles Liebe auf deinem restlichen Weg, mein Schatzerl!

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  2. Ja, danke dir, ich werde da sein, in obligatorischer – so wie verlangt – Halloween-Verkleidung. In meinem speziellen Fall sehe ich das Fest sogar als „Hallo Wien“-Party an, weil ich doch fruehmorgens am 31.10. wieder in Schwechat landen werde…im Uebrigen detto braunngebrannt :-)! Freu mich! Bu Ag

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