(Nachtrag, 16.10., Rates)
Nur um des Weiterkommens willen bin ich also in den Bus gestiegen und habe P.te de Lima bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam mit unzaehligen Schuelern, die auf dem Heimweg waren, verlassen. Den Italiener hab ich uebrigens dort gelassen und bin seit gestern wieder auf mich allein gestellt (bisschen bloed, weil mir jetzt auch der Uebersetzer fehlt, aber was solls?…). Nachdem immerhin die Markierungen in Portugal auch in meine Richtung (blaue Pfeile) in ausreichender Zahl und gut sichtbar platziert vorhanden sind, sollte aber alles weitere kein Problem sein. Die Portugiesen zeigen sich freundlich und erstaunt, wenn ich ihnen irgendwie klar machen konnte, dass ich alleine von Santia-GO nach Porto a pie unterwegs bin. Hm, mit Ausnahme von gestern, wo ich gleich zwei Etappen mit dem Bus uebersprungen habe; eine weitere Nacht in dieser Stadt wollte ich einfach nicht bleiben. Egal, es heiszt doch immer „Der Weg ist das Ziel“, und so ist mein Weg, so wie ICH ihn anlege und begehe, auch MEIN persoenliches Ziel. Auch wenn ich die Landessprache nicht beherrsche, ohne deren Kenntnis man ja in keinem Land Zugang zu Land und Leuten bekommt, gewinne ich einen ersten Eindruck ueber das Leben und den Alltag hier. Vor allem was die laendlichen Regionen betrifft. Und so kommt man sich manchmal schon ein bisschen wie in andere Zeiten zurueckversetzt vor, nicht zuletzt wegen der seltsam verschlafenen Stimmung, die vorherrscht, wenn man beobachtet, wie Waescheleinen quer ueber staubige Innenhoefe, in oeligen Garagen oder vor schmutzige Fensterlaeden gespannt werden oder wenn der Bacalhau, DAS portugiesische Fisch-Nationalgericht, in den kleinen Laeden am Straszenrand – zwar getrocknet, aber – offen vor sich hinstinkt. Aus dem Bus konnte ich all das wieder ein wenig rascher an meinen Auge vorbeiziehen lassen; der Nebel haengt tief, es ist dunstig und irgendwie regenwaldig-schwuel, mal rauchts da, dann wieder dort (Kompost?), man ist sich nicht sicher, ob es Nebel- oder Rauchschwaden sind, die an einem vorueberziehen, zwischen den Rebstoecken weiden die Schafe und die extrem vermoosten und verwachsenen Fassaden und Haeuser legen den Verdacht nahe, dass die Natur sich wieder zurueckholt, was man ihr einst genommen hat. Lediglich die Fronten jener Gebaeude, u.a. Buergerhaeuser, Kirchen, Bahnhoefe etc., die mit den sogenannten „Azulejos“, per Hand (?) bemalte Kacheln (oft auch Bilder mit religioesen Motiven oder einfach nur Musterungen), verfliest sind, bleiben von der Verwitterung und Ueberwucherung verschont. Fuer meinem Reisefuehrer-Autor sind diese Kacheln eine „Augenweide“… ich komm mir beim Anblick derselben vor wie in unterschiedlichst arg gemusterten Kuechen aus den 50er-Jahren… (ich habe fast ALLE Fliesenwaende, die mir untergekommen sind, fotografiert – ich find die einfach so geil!)
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